Mit Virtual Reality in Vorgeschichtswelten
Spannende Ausstellungsinhalte mit der 3D-Brille erleben

VR-Anwendung für Museumsausstellung

Das Badische Landesmuseum in Karlsruhe verfolgt mit der neueröffneten Ausstellung »Archäologie in Baden« ein revolutionär neues Museumskonzept. An zahlreichen modern gestalteten und digital „erweiterten“ Stationen illustrieren ausgewählte Objekte die frühe Kulturgeschichte in Baden von der Altsteinzeit bis zu den Karolingern.

Nach dem Eintritt in den „mystisch“ dunkel gehaltenen Eingangsraum, in dem 13 ausgewählte prachtvolle Exponate aus verschiedensten Zeiten kombiniert mit digitalen Bildschirm-Informationen bewundert werden können, geht es weiter in die hell erleuchtete »Expothek«, die einem Forschungslabor gleicht. Die dortigen Objekte können selbst erforscht und weitere Informationen mithilfe von „ExpoPhones“ und Augmented Reality eingeholt werden. Interaktive Medientische bieten zusätzlich viel Raum für vertiefende Recherchen, diverse inhaltliche „Challenges“ und die spielerische Auseinandersetzung mit den aus der großen Museums-Datenbank stammenden Sammlungs-Objekten. Im selben Raum erlaubt auch ein neuentwickelter, über einen Roboterarm gesteuerter 3D-Photogrammetrie-Scanner das weitgehend automatisierte, hochaufgelöste fotorealistische Scannen von Objekten aus der Ausstellung.
Ausstellung mit VR Inhalten im Badischen Landesmuseum Karlsruhe

Im anschließenden »ExpoLab« schließlich tauchen die Besucher*innen an insgesamt sechs Virtual Reality (VR) – Stationen in die Vergangenheit ein und erleben die dort ausgestellten Objekte in ihrem ursprünglichen Kontext. Was die VR-Headset-Träger*innen in „Rundum“-Perspektive miterleben, können weitere Besucher*innen im ExpoLab auf Monitoren beobachten. So werden auch die „Außenstehenden“ in das Erlebnis eingebunden.
Das immersive Eintauchen in die fachlich akribisch rekonstruierten Welten wurde in einem aufwändigen, vielmonatigen Projekt von den Archäologie- und Multimedia-Spezialist*innen der ArcTron 3D konzipiert, modelliert und programmiert. Die VR-Brillen lassen den realen ExpoLab-Raum nach und nach verschwinden. Um die Objekte herum entsteht eine „ganze Welt“ und mitreißende Geschichten über die Tätigkeiten in einem jungsteinzeitlichen Langhaus, über die Produktionsschritte in einer bronzezeitlichen Metallwerkstätte oder über einen, in einen Hinterhalt geratenen alemannischen Krieger und dessen spätere Bestattung beginnen.

"Die Menschen haben das gut angenommen, es war sehr lebendig und vor allem die Virtual-Reality-Brillen waren extrem beliebt."

Die Vergangenheit in die Zukunft holen

In den Szenen wird eine eigene Ästhetik zwischen Realismus und Computerspiel („Serious Gaming“) angestrebt, in der der Besucher interaktiv den diversen „virtuellen“ prähistorischen Aktivitäten folgen kann. Die Bewegungen der in den Szenen agierenden und interagierenden Personen wurden mit modernsten Motion-Capturing Technologien digitalisiert und auf die virtuellen Figuren übertragen.

Zunächst erwacht eine im ExpoLab real ausgestellte, eher schlichte nur mit Keramikscherben gefüllte Vitrine in der VR zum Leben. Die Scherben fliegen aus der Vitrine auf den Besucher zu und weiter ins Langhaus, wo sich die Scherben „wundersam“ in die dort an einem Balken aufgehängten vollständigen Gefäße einpassen.

Die Besucher stehen nun unvermittelt in einer Szenerie in einer Siedlung der ältesten Jungsteinzeit (Linienbandkeramik, 6. Jt. v. Chr.), wo nicht nur die typischen Langhäuser sondern auch die unterschiedlichsten Tätigkeiten der Bewohner in einem Langhaus, wie z.B. Spinnen, Weben, Steinäxte schäften, Brot backen und vieles mehr interaktiv anwählbar und beobachtbar sind und von Sprechern erläutert werden.
Langhauses aus der LBK-Epoche mit verschiedenen typischen Alltagssituationen & Tätigkeiten.
Langhauses aus der LBK-Epoche mit verschiedenen typischen Alltagssituationen & Tätigkeiten.

Ganz ähnlich ist hautnah der Produktionsprozess eines Bronzebeils in der mittleren Bronzezeit mitzuerleben. In der ExpoLab-Vitrine begegnen zunächst die Gußformen einiger typischer Absatzbeile aus Stein, die dann in der bronzezeitlichen Werkstatt bis zum Endprodukt weiter verarbeitet werden.

Gießerei aus der Bronzezeit für VR-Museumsanwendung

Schon beinahe eine „dramatische“ Szene bietet schließlich die letzte VR-Station: ein sicher zu der damaligen Oberschicht gehörender, reich ausgestatteter alamannischer Reiter-Krieger gerät vor den Augen der Besucher*innen in einen Hinterhalt und wird mit einem Pfeil niedergestreckt. Die anschließend zu beobachtende Bestattungsszene basiert auf dem archäologisch untersuchten und besonders reichhaltigen Grabbefund aus Hintschingen (Lkr. Tuttlingen).

Alamannischer Reiter-Krieger vor dem Überfall in der VR-Umgebung
Alamannischer Reiter-Krieger vor dem Überfall in der VR-Umgebung
Die Bestattung mit zahlreichen und wertvollen Grabbeigaben
Die Bestattung mit zahlreichen und wertvollen Grabbeigaben
Storyboard der Animation
Storyboard der Animation
Fertig animierte Szene
Fertig animierte Szene

Bei ArcTron sind wir überzeugt, dass mit diesen einfach, z.B. nur durch Blicksteuerung navigierbaren VR-Welten auch für archäologische Museen spannende und innovative Interaktions- und Vermittlungsstrategien angeboten werden können.
Jedenfalls waren viele Besucher*innen motiviert, sich die diversen Inhalte in der VR-Umgebung persönlich interaktiv zu erarbeiten. Während der Ausstellungseröffnung waren wir besonders auch von der Verweildauer an den einzelnen Stationen positiv überrascht. Sehr erfreulich ist auch, dass nicht nur das junge Publikum sondern auch viele Senior*innen sich mit diesen neuen VR-Technologien beschäftigt haben.