Opferkammern Neues Museum Berlin

Im Jahre 2009 wurden wir mit einer – für unsere Firma bisher hinsichtlich ihrer Komplexität und Genauigkeitsanforderungen bisher einmaligen – Aufgabe betraut. Für das Neue Museum in Berlin (Ägyptisches Museum & Papyrussammlung) sollten wir im Auftrag von Professor Dietrich Wildung und des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung die ägyptischen Opferkammern des Merib und Metjen „steingenau“ vermessen. Nach dem Konzept, das vom Museum gemeinsam mit der Firma Restaurierung am Oberbaum GmbH entwickelt wurde, sollten die Originalsteinblöcke in rückseitigen Ergänzungen aus Kunststein im Neuen Museum aufgebaut werden. Dazu mussten zunächst berührungsfrei mehrere hundert Steine 1/10 mm-genau dokumentiert werden. Anschließend wurden diese aufwendig dreidimensional modelliert, mit maximaler Präzision „aufeinander“ gesetzt und die Kammern so in einem ersten Schritt virtuell wieder aufgebaut.

Um eine Grundlage für die Herstellung der Ergänzungsblöcke aus Kunststein zu schaffen, musste in der nächsten Phase zunächst die „rückwärtigen Ergänzungen“ fugengenau rekonstruiert werden. Anhand der originalen Steinoberflächen und den ergänzten virtuellen Kunststeinen wurden dann in mehreren Schritten mittels CNC-Frästechnologie Formen der Rückseitenflächen für einen Kunststeinguss hergestellt. Während der Kunststeinherstellung verwendete man diese Formen als „Positiv“, um die „negativen“ Ergänzungsblöcke zu produzieren.

Durch dieses komplett am Computer vorbereitete und mit entsprechendem Aufwand errechnete Verfahren passen die Originale absolut präzise in ihre rückseitigen Ergänzungen. Die wichtigste Zielsetzung dabei war es, die Originale so schonend wie möglich in die Kunststeine einzusetzen.

Eindrucksvoll sind die Kammern so „Stein auf Stein“ im Neuen Museum wieder aufgebaut. Sie geben einen kleinen Eindruck von der Monumentalität und detailreichen Ausgestaltung ägyptischer Grabbauten. Karl Richard Lepsius hatte diese Kammern zusammen mit vielen weiteren Altertümern nach seiner Ägyptenexpedition 1845 nach Berlin gebracht. Die Opferkammern wurden einst für hohe ägyptische Beamte errichtet und sind nun im Neuen Museum seit 70 Jahren das erste Mal wieder vollständig zu sehen.