Herkules von Güglingen

Im großflächig untersuchten römischen Vicus von Güglingen wird ein Straßenheiligtum rekonstruiert, in dem neben zwei Jupitergigantensäulen auch eine fast lebensgroße Sandsteinskulptur des Gottes „Hercules“ aufgestellt war. Der Herkules wurde in einem Keller in unmittelbarer Nähe des Heiligtums zusammen mit zahlreichen weiteren Steindenkmälern aus religiösem Kontext geborgen.

Er ist dargestellt mit der Keule in der Rechten und einem Apfel der Hesperiden in der Linken. Über dem linken Unterarm trägt er das Löwenfell, über die Brust verläuft der Gurt seines Köchers. Die Skulptur ist vereint mit der Darstellung einer Szene aus seiner frühen Kindheit: auf seiner linken Schulter ist Herkules als achtmonatiger Knabe zu sehen, wie er die beiden Schlangen erwürgt, die ihm seine Stiefmutter in die Wiege gelegt hat. Diese Verbindung mit der Schlangenwürgszene ist eine singuläre Neuschöpfung durch einen regionalen Steinbildhauer.

Bei der Darstellung des Herkules selbst greift der Bildhauer jedoch auf einen in der Antike geläufigen Bildtyp – den sog. „Typus Herakles Farnese“ zurück. Auf Basis entsprechender 3D-Streifenlichtscans dieser beiden Skulpturen können wir deshalb – obwohl der Kopf heute fehlt – einen sehr gut begründeten Vorschlag zur Vervollständigung machen. Natürlich muss man noch eine gewisse „provinzielle“ Vereinfachung des Kopfes unterstellen, die wir nicht im Detail einrechnen können. Trotzdem dürfte diese Rekonstruktion, die ja auch andere kleinere fehlende Statuenteile ergänzt, einen plausiblen Eindruck der gesamten Statue vermitteln.

Im Museum wird diese Rekonstruktionsarbeit in Form einer 3D-Animation gezeigt. Als eines der Wahrzeichen der römischen Geschichte Güglingens können im Museumsshop verkleinerte maßstäbliche Versionen des Herkules, erstellt und repliziert aus unseren 3D Datensätzen, erworben werden.